Frankfurt/Main (AP) Bahn-Vorstand unter Druck: Mit einer ersten
Warnstreikwelle haben die Gewerkschaften am Donnerstag ihrer Forderung nach
einem besseren Tarif-Angebot Nachdruck verliehen. Nach Aktionen von rund
400 Bahn-Beschäftigten, die vor allem in Bayern und im Kölner Raum für
Zugausfälle und Verspätungen sorgten, kündigte Bahn-Personalvorstand
Norbert Hansen für die Fortsetzung der Verhandlungen am (morgigen) Freitag
ein neues Angebot mit weitreichenden Zugeständnissen an.Bild vergrößern«Wir
werden in diesem Angebot auf alle Forderungen der Gewerkschaften eingehen»,
sagte Hansen, der früher als Transnet-Chef für die Gewerkschaften
verhandelt hatte, der «Welt» (Freitagausgabe). Einen Teil werde die Bahn
voll erfüllen, andere zum Teil. Demnach wollen sich die Arbeitgeber sowohl
beim Thema Arbeitszeit als auch bei den Lohnforderungen bewegen. Hansen
erklärte, die Arbeitsgruppen der Tarifpartner hätten bereits in einigen
Punkten Übereinstimmungen erzielt. «Nach unserem neuen Angebot sehe ich
keinen Anlass mehr für weitere Warnstreiks.»Die Gewerkschaften zeigten sich
nach Hansens Ankündigung «vorsichtig optimistisch». «Wenn Herr Hansen nun
endlich aufhört zu taktieren und das macht, was er seit Wochen ankündigt,
würden wir uns freuen», sagte der Sprecher der Gewerkschaft GDBA, Uwe
Reitz, der AP. Die Bahn habe immer wieder deutlich gemacht, dass sie
möglichst noch im Januar einen Tarifabschluss erreichen wolle. Streiks über
das Wochenende sind vorerst nicht geplant.Schwerpunkt Bayern und
KölnBereits vor Hansens Ankündigung hatten die Gewerkschaften die
Warnstreiks, die um 04.30 Uhr begannen und am Vormittag beendet wurden, als
Erfolg gewertet. Die Aktionen starteten in München und Nürnberg, nach und
nach legten dann auch an anderen Standorten Bahnmitarbeiter zeitweise die
Arbeit nieder. Man habe punktuell Druck ausüben wollen, ohne den gesamten
Zugverkehr lahmzulegen und ohne die Reisenden in große Mitleidenschaft zu
ziehen, erklärten die Gewerkschaften.Im Großraum Nürnberg wurde einem
Bahnsprecher zufolge nicht nur der Regionalverkehr beeinträchtigt, sondern
es fielen auch einige Fernverkehrszüge aus. Auch in Köln, wo die
Warnstreiks um 06.30 Uhr starteten, kam es laut Gewerkschaften zu
erheblichen Problemen im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr. Eine einzelne
streikende Fahrdienstleiterin legte laut Transnet den Zugverkehr zwischen
Köln und Duisburg zeitweise lahm, indem sie zwischen 06.30 Uhr und 09.00
Uhr die Arbeit niederlegte. In diesem Zeitraum konnten zahlreiche
Regionalzüge und S-Bahnen nicht fahren, Fernzüge mussten umgeleitet werden.
Auch in Hamburg, Berlin, Magdeburg und Saalfeld traten Bahn-Beschäftigte in
den Ausstand, was aber allenfalls zu leichten Verzögerungen führte.Um die
Auswirkungen der Aktionen aufzufangen, setzte die Bahn mehrere hundert
Beschäftigte zusätzlich ein. Gegen Mittag lief der Zugverkehr demnach
wieder weitgehend normal. Das Unternehmen hatte die Kunden schon am
Mittwoch auf Ausfälle vorbereitet.Fortsetzung der Verhandlungen am
FreitagBundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee rief die Tarifpartner im
«Hamburger Abendblatt» zur Zurückhaltung auf. Vertreter von Arbeitgebern
und Wirtschaft forderten die Gewerkschaften in der «Bild»-Zeitung wegen der
aktuellen Konjunkturkrise generell zum Verzicht auf Streiks auf.Die
Tarifverhandlungen für die 130.000 Bahn-Beschäftigte werden am (morgigen)
Freitag in Frankfurt am Main fortgesetzt. Transnet und GDBA verlangen neben
zehn Prozent mehr Geld bessere Arbeitsbedingungen, unter anderem mindestens
zwölf freie Wochenenden im Kalenderjahr und eine längerfristige Planung der
Schichtdienste. Die Bahn beziffert das eigene Angebot auf bis zu 3,0
Prozent.© 2009 The Associated Press. Alle Rechte Vorbehalten - All Rights
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